Milaräpa
Der berühmteste tibetische Heilige und Dichter Milaräpa lebte in den Jahren 1040-1123. Seine romanartige Lebensbeschreibung kennt vielleicht jeder Tibeter und die Jahrhunderte haben ihr an Lebendigkeit nichts weggenommen. Sie bleibt „eine Schatzkammer, die ein menschlicher Geist nicht ausschöpft, ein Blumenstrauß der Vorschriften, die nur derjenige verstehen wird, der sie in der Praxis ausprobieren wird.“
W. Y. Evans-Wentz hat sie zu ersten mal im Jahr 1928 in englischer Übersetzung veröffentlicht, Květoslav Minařík lernte Milaräpa in der Hälfte des Jahres 1950 in einer von einem seinem Schüler gemachten Übersetzung. K. Minařík gliederte Milarepa in die Edition seiner grundlegenden Werke Der Direkte Pfad ein, weil diese wunderbare Lebensgeschichte die Lehre seiner übrigen Schriften ergänzt.
Erst jetzt nach Jahrzehnten geben wir die Übersetzung Milaräpas von Wentz zum ersten mal öffentlich heraus. Sie ist bereichert nicht nur mit den Kommentaren Květoslav Minaříks, sondern auch mit der Studie Josef Kolmaš über Wentz, mit der Bibliografie Milaräpas und mit der Liste der Hunderte tibetischen Ausdrücke inklusive deren tschechischen Transkription und der Transliteration.
Aus dem Vorwort:
Das Buch habe ich in die Edition Der Direkte Pfad deshalb eingeordnet, weil es ergänzt die Lehre, die ich den Lesern in anderen Büchern vorlege. Darum könnte es jeder als ein Teil dieser Lehre annehmen, auch wenn es nicht scheint, dass sie ein annehmbares Lehrsystem beinhaltet. Nur eins ist sicher; es gibt Menschen, die ihre Sehnsucht nach der Befreiung in ihrem Innern weitaus heftiger leben können, als sich dies überhaupt auf der Oberfläche bemerkbar macht; für diese Menschen kann die Lebensbeschreibung Milaräpas viel bedeuten. Übrigens soll die mystische Bemühung den Mensch nicht dazu verleiten, dass er über sich selbst weint. Und diese Lebensbeschreibung kann die Tränen derjenigen abtrocknen, die weinen über ihre Plagen, die sie getroffen haben, weil sie die moralische Disziplin nach den Yogarichtlinien aufgenommen haben. Diese werden sehen, dass der Begriff „das größte Leiden“ wirklich nur ein Begriff ist, und dies hatte ich im Sinne, als ich mich entschieden habe dieses Buch in unser Edition aufzunehmen.